Unser Projekt "Ortsnamenbuch"

Kurz und knapp

  • Der Historische Verein Landkreis Haßberge e.V. plant die Herausgabe eines Ortsnamenbuchs über unseren Landkreis.
  • In dem Buch werden die Orts- und die bekannten Wüstungsnamen mit ihren historischen Schreibweisen und der wahrscheinlichen Bedeutung aufgeführt.
  • Dieses Buch wird Forschungslücken schließen und ältere, überkommene Interpretationen revidieren.
  • Insbesondere der Altlandkreis Haßfurt wurde bislang nicht entsprechend bearbeitet. Das Buch wird diesen Mangel beheben, aber natürlich auch die anderen Orte des Landkreises Haßberge behandeln.
  • Das Buch wird von dem Historiker und Sprachwissenschaftlicher Dr. Joachim Andraschke erarbeitet, der über einschlägige Expertise auf dem Gebiet der fränkischen Ortsnamenforschung verfügt.
  • Bis spätestens 2029 wird das Buch in gedruckter Form erscheinen und vom Historischen Verein vertrieben.
  • Für die Finanzierung dieses ambitionierten Projekts ist der Verein auf Spenden angewiesen.

Das Projekt im Detail

Der Landkreis Haßberge ist eine namenkundlich wenig beachtete Region Bayerns, da etwa der Altlandkreis Haßfurt in der Reihe des "Historisches Ortsnamenbuch von Bayern" bislang nicht bearbeitet wurde.

Zwar sind die nach der Gebietsreform dem Landkreis Haßberge einverleibten Altlandkreise Ebern und Hofheim von Werner Schmiedel bearbeitet, jedoch ist diese Arbeit teilweise revisionsbedürftig (vgl. Schmiedel, Werner: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Unterfranken Band 2: Landkreise Ebern und Hofheim. München 1973).

Eine namenkundliche Arbeit von Radl zum Altlandkreis Haßfurt ist zwar ediert, ist allerdings der Fachwelt und noch weniger den Laien kaum bekannt und kann den Anforderungen an ein modernes Ortsnamenbuch nur ungenügend standhalten (Radl, Walter: Ortsnamen im Landkreis Haßfurt (= Heimatbogen des Bezirksschulamtes Haßfurt 3), 1963).

Es bleibt also festzuhalten, dass ein Ortsnamenbuch des Landkreises Haßberge bis zum heutigen Tag ein wichtiges Desiderat der Forschung geblieben ist.

Dies ist umso bedauerlicher, da der Landkreis in einer Übergangsregion zwischen Oberfranken einerseits und dem Offenland des Gäulandes des Schweinfurter Raumes liegt. Es entsteht hier beispielsweise der Eindruck einer Siedlungsleere was die germanische Frühzeit bis zur Merowingerzeit (ca. 50 v. Chr. bis ca. 700 n. Chr.) anbetrifft, wenn man die archäologische Fundverteilung in Betracht zieht.

Durch Feldbegehung konnte jedoch völkerwanderungszeitliche Keramik auf der Flur Dülbing (-ingen-Name wie Wülflingen) geborgen werden. Es muss sich also weitgehend um eine Forschungslücke handeln.

Die Haßberge sind ebenfalls nicht durchgängig als naturräumlicher Ungunstraum zu bezeichnen. Dies ergibt sich aus einer Stichprobe zum Ortsnamen Aidhausen, der aus einem germanischen Siedlungskern hervorgegangen war, der im Zuge des karolingerzeitlichen Landesaubaus des 8./9. Jhs. wohl durch das Grafengeschlecht der Mattonen umstrukturiert und erweitert wurde.
Dies ergibt sich aus der urkundlichen und namenkundlichen Analyse, sowie unter Beiziehung der ältesten Flurnamen der Gemarkung.

Zur Erhellung der verschiedenen Siedlungsprozesse ist daher eine namenkundliche Analyse unersetzlich. Bis zu einem gewissen Grade kann sie den Mangel an archäologischen Fundplätzen ersetzen.

Der Aufbau der Arbeit orientiert sich dabei in alphabetischer Reihenfolge an den noch bestehenden Ortsnamen und den abgegangenen Orten (sog. Wüstungen). Dabei wird zu Beginn eine ausreichende Belegreihe geboten, die den Kern eines Namenkorpus bildet. Dabei ist aus namenkundlicher Sicht darauf zu achten, dass der älteste urkundliche Nachweis erbracht wird und eine frühe Belegreihe die lautliche Veränderung markiert, die i.d.R. im Laufe des 15. Jhs. den Endpunkt der schriftlichen modernen Form markiert.

Es geht hier also nicht darum eine aufgeblähte Belegreihe zu erstellen, wie das bei dem Historischen Ortsnamenbuch der Fall sein muss, sondern die lautliche Entwicklung abzubilden. Diese ist das Fundament einer seriösen Deutung.

An diese Belegreihe schließt sich dann eine unter I. angeführte Kurz- oder Voranalyse des Namens an. Darin wird etwa auf den Namentypus und auf auffällige Lautentwicklungen verwiesen.

Unter Punkt II. wird die bisherige Deutung in der jeweiligen Fachliteratur geboten.

Unter Punkt III. erfolgt dann die eigentliche Deutung des Verfassers, die sich kritisch mit der unter Punkt II. dargelegten Deutung auseinandersetzt und sich dieser entweder anschließt, oder argumentativ ablehnt bzw. offen lässt und gegebenenfalls eine neue alternative Deutung vorstellt.

Dieser Aufbau folgt dem in der Ortsnamenkunde üblichen Standard, wie er etwa in den Ortsnamenbüchern Niedersachsens oder Westfalens erarbeitet wird (vgl. etwa das seit 2005 laufende Projekt NOB [= Niedersächsisches Ortsnamenbuch] an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaft: Das NOB wird 28 Bände umfassen).

Am Ende der Namenartikel schließt sich ein eigenständiges Kapitel zu den Namentypen und die Einordnung in die siedlungsgeschichtlichen Abfolgen an.

Den Schluss des Werkes bildet dann ein Register, das auf die behandelten Orts- und Wüstungsnamen verweist.

Über den Autor

Es freut uns, dass sich unser Vereinsmitglied Dr. Joachim Andraschke - ein Experte auf dem Gebiet der Ortsnamenforschung - des Projekts angenommen hat.

Dr. Andraschke betreibt das Institut für ostfränkische Namenforschung, Genealogie und Landeskunde "Nomina franconica". Er hat bereits etliche wissenschaftliche Publikationen zur fränkischen (Orts-)Namenforschung erstellt oder daran mitgewirkt.
Auch in der Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge sind seine Werke vertreten: Die Bände 16 und 22 wurden von ihm verfasst und von uns herausgegeben.


Band 16: Die germanisch-frühdeutschen Ortsnamen des Regnitz- und Obermaingebietes. Von der elbgermanischen Landnahme bis zur Merowingerzeit. Haßfurt 2016. 405 Seiten


Band 22: "...das Land ist von Wald bedeckt und Slawen hausen dort." Slawische Orts-, Wüstungs- und Flurnamen im Main- und Regnitzgebiet. Haßfurt 2020. 251 Seiten.

Leseprobe

Die folgende Leseprobe zeigt am Beispiel von Fürnbach, den Aufbau, Inhalt und Umfang der einzelnen Namenartikel:

Zuerst kommt eine Belegreihe mit dem ältesten urkundlichen Nachweis und einer frühen Belegreihe, um die lautliche Entwicklung aufzuzeigen:



Unter Punkt I wird eine Kurz- oder Voranalyse präsentiert, die den Namentypus und auffällige Lautentwicklungen aufzeigt:


Anschließend stellt der Punkt II die bisherige Deutung der Fachliteratur dar:


Den Höhepunkt bildet Punkt III, in dem sich Dr. Andraschke kritisch mit der bisherigen Deutung auseinandersetzt und eigene Deutungen auf Basis seiner Fachexpertise präsentiert:


Entsprechend dieser Struktur werden alle Orte des Landkreises Haßberge behandelt. Die Recherche der Belegreihe (Punkt I), der bisherigen Deutung (Punkt II) und zuletzt die Erarbeitung einer aktuellen fachlichen Expertise (Punkt III) kosten viel Mühe und Zeit.

Das Ergebnis wird uns Interessantes, vielleicht Ungeahntes, über unsere Haßberg-Orte offenbaren. Es wird uns ein Stück weit ermöglicht, unsere Heimat durch die Augen der Menschen zu betrachten, die hier teils vor vielen Jahrhunderten lebten.

Das Projekt unterstützen

Sowohl für die Erarbeitung, als auch für den Druck fallen Kosten an.

Der Historische Verein Landkreis Haßberge widmet sich diesem Projekt als gemeinnütziger Geschichtsverein.

Aus eigenen Mitteln kann der Verein das Projekt nicht stemmen. Wir bitten deshalb um großzügige Unterstützung für dieses wichtige Grundlagenwerk.

Unser Dank gilt allen Spendern und Unterstützern.

Gerne können auch Sie mit einer Spende zum Gelingen des Projekts beitragen.

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